Die zerbrechliche Hütte

.: Shit happens, life goes on :.

---> Mühle

Lady Dangerous trabte den unregelmäßigen Weg entlang. Ihre Pfoten hörte man kaum, so leicht und sanft bewegte sie sich. Und elegant natürlich.
Sie blieb stehen, horchte. Mäuse, ganz viele Mäuse ! In dieser alten Hütte mussten wohl Millionen Mäuser herumtapsen und ihr Leben genießen.

Creepy? Not really, no.

---> Mühle

Derrick trottete der edlen Hundedame hinterher, wobei er dabei wohl nicht halb so anmutig wirkte wie jene. Naja. Bei ihm sah wohl jeder Schritt aus, als kriege er demnächst 'nen Herzversagen.
Einmal mehr wunderte er sich, wie es Hunde mit derart langen Beinen geben konnte, und vor allem, dass diese damit gehen konnten, ohne sich alle Gliedmassen zu verknoten. Und dabei sah das noch gut aus. Sehr, sehr rätselhaft.

Er war der Windhündin einfach gefolgt, hatte allerdings nicht sonderlich auf den Weg geachtet. Allerdings war das Ziel schon bald vor Augen, die Hütte, welche, so erzählte man sich, damals bei einem Sturm zerberstet wurde. wenns Nacht war erschien dieses Holzding hier wohl recht unheimlich. Schwer vorzustellen. Der Rüde konnte es sich kaum vor Augen führen, dass irgendetwas an diesem in Trümmern gelegenen, kleinen Schuppen angsteinflössend sein könnte...
Er seufzte. War lange her, als er das letzte Mal hier gewesen war-und auch damals war nichts an der ganzen Geschichte auch nur annähernd unheimlich gewesen. Die Mäuse damals waren ein bescheidenes Mahl gewesen. Wieso musste er auch immerzu ans Futtern denken?
Verdammt. Jetzt knurrt mir der Magen schon wieder. Höchste Eisenbahn, sich was für zwischen die Zähne zu ergattern!, dachte er mit zusammengebissenen Zähnen. Als sie dann vor der Hütte anhielten, lauschte Derrick dem feinen Trippeln im inneren der Hütte.

Das Wasser lief ihm im Maul zusammen, als er an all die kleinen, aber feinen Leckerbissen dachte.

Er unterbrach schnell seine Gedanken, als er von Lady angesprochen wurde.
Ja?, entgegnete er knapp. Was zum Teufel wollte sie den hier noch rum brabeln? Immerhin würde es den Rüden nicht lange hier halten, er wusste nicht, wie lange er sich angesichts derartig einfacher Beute beherrschen konnte!

Derrick musterte die Hündin, welche recht zerstreut wirkte, als sie den Kopf senkte. Er fragte sich ernsthaft, was sie da suchte, sie starrte womöglich ihre Pfoten an. Interessant. Was da wohl besonderes war, an ihren Pfoten, dass sie diese so eindringlich studierte?
Als sie plötzlich den Blick erhob und ihre Augen die seinen trafen, erkannte er die Farbe der ihrigen. Irgendwie achtete er sich kaum auf solche Details bei anderen Hunden, meist achtete er auf die Brust, auf den Kopf im Allgemeinen, oder auf die Pfoten. Aber der Blick Lady's zwang ihn dazu, ihr in die Augen zu sehen.
Sie waren eisblau.
Aber nicht irgendein gewöhnliches blau, es war wirklich eisig. So was war Derrick selten untergekommen. Und hinter diesen hellen Augen verbarg sich Stolz, verdammt viel Stolz, aber ebenso Adel und Schönheit. Doch irgendetwas war da noch. Etwas, was der Rüde nicht identifizieren konnte.
Wie wohl seine Augen so aussahen, ob man darin auch einen Teil seiner Persönlichkeit sehen könnte? Manche sagten über ihn, er habe jugendlich strahlende, unschuldige Augen, mit einem Braunton, der je nach Lichteinfall honigfarben, golden Schimmerte. Aber ob das wahr war? Soviel er wusste, hatten die wenigsten Hunde je Interesse an seinen Augen gezeigt, auch wenn sie wohl das einzige an seinem Körper waren, was ansatzweise "unversehr" war. Aber es war halt nebensächlich.
Es waren gewöhnliche, braune Augen.

Anders verhielt es sich bei Lady. Ihr schauten wohl die meisten Hunde sofort in die Augen. Einfach, weil sie auffällig waren. Belustigt kräuselte er die Stirne. Dabei war ihm das eben erst aufgefallen...
Vielleicht sollte er es sich angewöhnen, des Öfteren mal in fremde Augen zu sehen, denn durch die Augen, so sagte man, sah man die Seele eines jeden. Vielleicht war er deswegen mit unauffällig braunen Augen ausgestattet worden, vermutlich auch dies ein raffinierter Trick seiner Bestimmung, nämlich, zu töten, ein Killer zu sein.
Keiner sollte sich auf seine Augen achten, sie waren unspektkulär. Man sollte auf die spitzen, grossen Zähne achten, auf die überdimensionalen Pranken, auf das vernarbte Gesicht. Aber nicht in seine Augen, die sollten unauffällig sein. Faszinierend.

Womöglich war er eine absolut geniale Mischung, gezüchtet von den Menschen, bloss als Kampfmaschine. Nur ganz kurz, wenige Sekunden, erinnerte er sich an seine Vergangenheit. Das würde so verdammt viel Sinn ergeben... Womöglich waren seine Augen auch ein Clue. Eine seiner verdammten, angezüchteten Eigenschaften...

Ladys Augen waren nicht zu diesem Zwecke da. Wenn sie denn einen Zweck hatten, dann war es genau der gegeteilige Aspekt. Ihre Augen sollten womöglich Fesseln, so dass sie danach freies Spiel hatte. Auch das war raffiniert, gerade weil sie nicht diese körperlichen Voraussetzungen mitbrachte, welche Derrick selbst hatte, diese Körpermasse, diese übermächtigen Muskeln, der prächtige Fang, die starken Pranken... All dies hatte die Windhündin nicht.

Derrick holte sich selbst zurück ins Hier und Jetzt. Wie sich herausstellte, genau zur rechten Zeit.
Verdammt. Ich hab' mir geschworen, nie, nie, nie mehr wieder den Erinnerungen nach zu gehen..., dachte er und jede Faser seines Körpers spannte sich dabei an.
Lady's "Los" riss ihn endgültig weg von seinen trügerischen Gedanken, was ihm mehr als Recht war. Er hasste es, wenn er langsam begann, die Kontrolle über seine Gedanken zu verlieren...

Er zog die Augenbrauen hoch, zwinkerte ihr dann schelmisch zu - wobei er selbst nicht verstand, wieso er diese Geste tätigte - und wagte den ersten Schritt in die Hütte. Er versuchte, den Boden nicht knarren zu lassen, doch es war unmöglich. Dieses Gewicht auf den trockenen Holzlatten, das konnte nicht geräuschlos von dannen gehen. Doch ehe sich eine ganz besonders fette Maus versah, klatschte auch schon die massige Pranke des Rüden auf sie nieder. Nicht einmal mehr zeit zu Quietschen blieb ihr. Dafür setzte die Pranke sogar recht lautlos ab. Derrick hatte ja Lady nicht die Jagd zunichte machen wollen... Doch die Mäuse hatten sich bereits in die düstereren Ecken der Hütte verkrochen.

Mistviecher!, dachte er genervt, wobei ein schelmisches Grinsen auf seinem Gesicht auftrat. Sie konnten ihm eh nicht entkommen. Ihm entkam keine Beute. Nie, Niemals!

Er blinzelte, griff sich die Maus, die er erwischt hatte, und übersah danach angespannt den Boden der Hütte. Diese Mäuse waren schon verdammt blöde Viecher. Anstatt sich ruhig in eine Ecke zu verkriechen, wuselten sie noch immer rum... Derrick ergriff eine Zweite, ohne grosse Mühe eine Dritte. Sie waren auf der Stelle tot.

What the hell are you doing?

Derricks Pranke klatschte erneut auf die Holzlatten, doch dieses Mal schlug er extrem hart auf. Wenn er dies öfters machen würde, wären das wohl die letzten paar Taten, die diese Hütte erlebt hatte, denn so wackelig wie der Schuppen gebaut war, würde der spätestens beim dritten Prankenschlag zusammenklappen...

Er futterte ohne Mühe die letzte Maus, die er sich erhascht hatte, wobei er prüfend zu Lady blickte, welche ebenfalls zwei erwischt hatte.

Der Rüde spürte ihre Nähe, ein extrem merkwürdiges Gefühl. Nähe kannte er nur von Kämpfen, und dies hier, dies war kein Kampf, das war etwas anderes. Erst spannte er sich an, doch nach und nach lockerte er sich und liess die Nähe zu, was auch immer sie zu bedeuten hatte, sie fühlte sich weder schlecht noch fantastisch an, sie war einfach da und es war okay so, es fühlte sich beinahe schon richtig an.

Rasch schob er Lady eine Maus zu. Da. Mindestens die wäre deine gewesen, meine Pranken sind halt nicht zum lautlos auftreten gemacht..., meinte er dabei und setzte ein... Wie nannte man es nochmals? L... Lächeln, genau das wars. Jenes setzte er auf, bevor er eine zweite Maus verschlang.

Soul

Derrick drückte die Schulterblätter von dannen, wobei erneut das wohlbekannte Knacken ertönte, dann trottete er mit seinen typischen, ausdruckslosen Augen aus der Hütte und murmelte bloss noch Okay. Somit war er zurück in seine alte Routine gefallen, mit der er den Tag bestritt.
Gerade eben noch hatte er mal Gelächelt, mal seine Augen geheimnisvoll funkeln, zwinkern lassen. Es war wie ein ganz kurzer Einblick in seine Seele gewesen. Lady konnte sich stolz schätzen, ihn erhascht zu haben. Aber ob es ihr überhaupt aufgefallen war?

Der Rüde erlaubte den wenigsten einen, wenn auch nur kurzen, Einblick in sein Inneres. Die meisten wussten es kaum zu schätzen, weswegen die herzlichen Intervalle jeweils immer nur von kurzer Dauer waren und mit der Zeit abgenommen hatten.

Ruhig blieb er vor der Hütte stecken, drehte sich dann um und warf einen fragenden Blick hinein. Sie würde dann schon kommen.

Wenigstens war er nun satt und konnte an etwas anderes denken als an... Fleisch. Dass er auch sonst an nichts anderes als ans Kämpfen, ans Blut denkt, dass verwundert nicht. Aber, sofern der Hunger sich verabschiedet hatte, blieb in seinem Gehirn ein kleiner, winziger Platz für... andere Gedanken.

Der Rüde sah die Hündin an und wartete sichtlich angespannt. Immerhin hatte er seinen Posten verlassen, und dies würde Hate mit Sicherheit nicht passen; gar nicht. Aber eigentlich war's ihm egal. Wenn jene auf seine Kraft verzichten wollte-dann würde er sich vom Acker machen. Nicht aber ohne eine kleine, süsse Rache. Nein, nein.
Hate hatte sich ein Problem geschaffen in ihm, denn selbst wenn sie es nicht zu erdenken dachte, so war er stärker als sie. Und er wusste es. Sie nicht, womöglich. Sie nicht. Aber er war es.
Trotzdem-er fohlte sich wohl bei den Deathdealers, und eigentlich hatte er seinen Rang nie auf's Spiel setzen wollen. Klar war es ihm erlaubt, mal jagen zu gehen-vor allem in Zeiten wie diesen, wo sowieso alles ruhig war, so erdrückend ruhig-, aber, all zu lange sollte er seiner Wache nicht fernbleiben.

Dementsprechend schockten ihn die Worte der weissen Hündin. Er sah sie entrüstet an, seine Augen blitzten auf.
Spinnst du? Weisst du eigentlich, was du da aufs Spiel setzt?, er wusste ganz genau, dass sie seine Gedanken kannte. Denn vor den Hunters, diesen Schosshündchen, fürchtete er sich nicht, keines falls. Auch sonst war es keine Angst, die ihn diese Aussage machen liess.
Schlussendlich hatten sie einige Regelungen, und ihr Leben war okay, wieso also einen Krieg riskieren?

Derricks Gedanken spielten verrückt. Er stellte sich im Kopf ein Kriegsszenario vor-Hunde, die einander zerfleischten-. Doch womöglich ward dies nichtmal das schlechteste, was geschehen konnte.
Er hielt inne.
Würde wirklich wieder einmal ein Kampf angefochten, würde er brillieren können. Weder Hate noch sonst ein Hund kannte seine Kräfte-seine sureelle Stärke.
Und würde er sie ihnen zeigen, so lernten sie alle einmal Respekt vor ihm-Respekt. So was kannten sie nicht. Keiner hier. Das musste man ihnen noch beibringen.
Er dachte an sein früheres Leben, wenige Momente. Sie waren mächtig gewesen, sie alle.

Dagegen waren auch die Deathdealers eine winzige Gruppe Schosshündchen. Er war sich der Gefahr bewusst, die eine solche Agruppierung barg, schliesslich hatte er sie am eigenen Körper erfahren. Aber, es dürstete ihn danach. Es dürstete ihn nach Kampf, Blut-und Ehre.

Er wollte den Held spielen, einmal mehr. Nicht den Held in anbetracht der anderen. Es war Zeit für eine... Wiederbelebung. Genau. Das war es.
Ehe jemand zu vergessen drohte, was damals geschah.

Der Rüde verfinsterte seinen Blick, trottete dann los. Er wendete kurz, blieb einen Moment stehen und meinte darauf hin bloss, Folge mir.

-->Canyon

Zuerst sah Lady Dangerous Derrick mit finsterem Blick an. Keiner, wirklich Keiner durfte zu ihr sagen " Spinnst du " Selbst Derrick nicht. Ihre Augen verengten sich zu dünnen Schlitzen, ihre Nackenhaare stellten sich auf und ihre Muskeln spannten sich an.
Doch langsam beruhigte sie sich wieder, und starrte weiter hin den Rüden an.

Was willst du denn machen?
Doch Derrick wartete nicht, er flitzte einfach davon. Genervt trabte sie hinterher.

--> Canyon